Gemeindechronik

Wer heute durch unser schönes Land fährt oder wandert und die schmucken Dörfer, die intensiv genutzten Fluren, die regulierten Bäche und das gute Verkehrsnetz sieht, der kann es sich nur schwer vorstellen, dass große Teile dieses Landes vor etwa 1000 Jahren noch Wildnis gewesen sind.

Und doch waren vor dieser gar nicht so langen Zeit, nur die günstigen Lagen der Haupttäler besiedelt, wogegen ungünstigere Abschnitte und die meisten kleineren Täler von dichten Wäldern, Auen und Sümpfen oder vielarmigen Wassläufen bedeckt waren, bestenfalls extensiv als Weideland genutzt wurden.

Wann das Rodungswerk hier geleistet worden und wie es im einzelnen vor sich gegangen ist, können wir freilich nur vermuten, durch Vergleich mit ähnlichen gelagerten Fällen erschließen. Sicheres Wissen mangelt, da schriftliche Zeugnisse und Bodenfunde fehlen.

Die Dominanz deutscher Flur- und Ortsnamen in diesem Gebiet zeigt, daß die Urbarmachung hier durch Angehörige des Baiernstammes erfolgte, der im 6. Jahrhundert vom Alpenvorland aus in die Haupttäler der Alpen drang.

Während uns aber aus dem Unterinntal schon aus dem 8. Jahrhundert zahlreiche Ortsnamen schriftlich überliefert sind, setzen im Bezirk Kitzbühel die Nachrichten viel später ein, allmählich erst in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Die frühesten aus dem Jahre 1073 nennen die Nord und Südgrenze des Grafschaftssprengels, weiters die Kirche am Pillersee und einige wenige Höfe im Gebiet der heutigen Stadtgemeinde Kitzbühel.

Als erste und einzige Siedlungen in Seitentälern finden wir aus der Zeit nur Reith und Schwendt: Um 1190 schenkte nämlich ein Ministeriale des Bistums Regensburg namens Chuono der Kirche in Fischbachau ein Gut in "Reit" und drei Güter in "Oberswente", um Schwaigen daraus zu machen. Es gab also damals in Oberschwendt schon mindestens drei Höfe, und weil ausdrücklich von Ober-schwendt die Rede ist, muß es auch solche weiter unten gegeben haben. 1280 ist dann erstmals von "Svent" die Rede. Etwa 80 Jahre später wird bereits ein Kirchlein in Schwendt erwähnt.

Wir wissen aus anderen Fällen dass großräumige Rodungen meist von mächtigen und wirtschaftskräftigen weltlichen oder geistlichen Herren organisiert worden sind.Ein Einzelner allein wäre ja zu einem so großen Werk kaum imstande gewesen.

Sehr viel Erwartungsland war Eigen des Herzogs; viel auch vom König, Herzog oder Grafen an Bistümer oder Klöster vergeben, einerseits um diese auszustatten, andererseits, um die Erschließung des Landes voranzutreiben.

In den Zeiten, in welchen uns schriftliche Quellen genauer über Grundherrschaften informieren, finden wir mehr als 1/3 der Höfe des Gemeindegebietes von Schwendt als Eigen des Klosters Frauenchiemsee, 1/3 in landesfürstlichem Besitz (also zuerst der Herzöge von Bayern, dann seit 1506 der Grafen von Tirol), fast 1/5 im Besitz anderer Klöster und Kirchen, den Rest im Besitz kleiner weltlicher Grundherrschaften, kein einziges Gut als freies Eigen des Bauern.

Viel Fleiß und Gemeinsinn waren nötig, um Schwendt zu dem zu machen, was es heute ist. Möge unter dem Gemeindewappen, auch Gegenwart und Zukunft so gestaltet werden!